Nicht nur die Coronakrise wirkt sich deutlich auf die Rücklagen der gesetzlichen Rentenversicherung aus, wie ein aktueller Bericht zur Finanzentwicklung zeigt. Das hat unter anderem zur Folge, dass der Beitragssatz wohl schneller steigt, als noch im letzten Jahr angenommen.

Die Deutsche Rentenversicherung geht aktuell von einer Reduzierung ihrer Rücklagen um fast zehn Prozent aus. Geschuldet sei dies allerdings nicht nur der Coronakrise, sondern unter anderem auch durch Mehrausgaben aufgrund der im Juli 2020 erfolgten Rentenerhöhung der gesetzlichen Renten. Aufgrund der Reduzierung der Rücklagen gehen Experten davon aus, dass der Beitragssatz, aus dem sich die Rentenversicherungs-Beiträge errechnen, die Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu zahlen haben, anders als erwartet bereits vor 2024 angehoben werden muss.

Nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung (DRV) ist die sogenannte Nachhaltigkeitsrücklage von knapp 40,5 Milliarden Euro im Dezember 2019 auf nun 36,9 Milliarden Euro und damit um fast 3,6 Milliarden gesunken. Damit hatte die DRV Ende Mai noch eine Nachhaltigkeitsrücklage in Höhe des 1,57-Fachen der Monatsausgaben, die die gesetzliche Rentenversicherung (GRV) hat. Ende letzten Jahres lag die Rücklagenhöhe noch beim 1,79-Fachen der DRV-Monatsausgaben.

Nach einem aktuellen Bericht des Bundesvorstandes der DRV wird damit gerechnet, dass sich die Nachhaltigkeitsrücklage in diesem Jahr um insgesamt 4,0 Milliarden Euro auf dann 1,55 Monatsausgaben reduziert. Schuld am Rückgang sind zum einen Mindereinnahmen bei den Beiträgen durch die Coronakrise, aber auch höhere Ausgaben infolge der kräftigen Rentensteigerungen zum Juli 2020. Letzteres verursacht alleine Mehrausgaben von 5,7 Milliarden Euro im aktuellen Jahr.

Die Nachhaltigkeitsrücklage

Laut gesetzlichen Vorgaben beträgt die Mindest-Nachhaltigkeitsrücklage wenigstens 0,2 Monatsausgaben und die Höchstrücklage 1,5 durchschnittliche Monatsausgaben. Bis 2019 musste noch der Beitragssatz der GRV, aus dem sich die Beiträge zur GRV berechnen, die in der Regel von gesetzlich rentenversicherten Beschäftigten und ihren Arbeitgeber jeweils zur Hälfte zu entrichten sind, herabgesetzt werden, wenn die Rücklagen höher als 1,5 Monatsausgaben waren.

Aufgrund des neuen Rentenpakets, das zum 1. Januar 2019 in Kraft trat und eine doppelte Haltelinie bei Beitragssatz (bis zu 20,0 Prozent) und Rentenniveau (48,0 Prozent) bis 2025 vorsieht, ist dieser Automatismus ausgesetzt.

Im Rahmen des Rentenpakets war zudem ein Abbau der vorhandenen Nachhaltigkeitsrücklage, die bereits damals über dem gesetzlich festgelegten Höchstwert lag, geplant und zwar auf rund 25,2 Milliarden Euro, was 0,94 Monatsausgaben entspricht. „Infolge der Corona-Pandemie werde die Nachhaltigkeitsrücklage der Rentenversicherung allerdings schneller abgebaut als zunächst vorausberechnet“, so die Aussagen des DRV.

Beitragssatz steigt schneller

„Ich bin sehr optimistisch, dass wir auch die aktuelle Krise gut überstehen werden – nicht zuletzt wegen der hohen Rücklagen, die in den letzten Jahren aufgebaut wurden“, betonte jüngst Alexander Gunkel, Mitglied des Vorstandes des DRV.

„Aus den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie ergibt sich jedoch, dass die Nachhaltigkeitsrücklage deutlich schneller abgebaut wird, als es in früheren Vorausberechnungen der Fall war“, so Gunkel weiter.

Er erwähnt aber auch die Folgen der aktuellen Entwicklung bezüglich des Beitragssatzes der GRV: „Insgesamt war gemäß der letzten Finanzschätzung vor der Corona-Krise noch mit einem stabilen Beitragssatz zur Rentenversicherung bis 2024 gerechnet worden ... Nach unseren derzeitigen Vorausberechnungen bleibt der Beitragssatz zwar im Jahr 2021 konstant bei 18,6 Prozent. Er wird aber voraussichtlich bereits vor 2024 anzuheben sein.“

Rentenniveau nur bis 2025 bei rund 48 Prozent

So wird laut Gunkel die mit dem Rentenpaket festgelegte Haltelinie für den Beitragssatz von 20 Prozent bis 2025 wahrscheinlich erreicht sein. „In welchem Jahr genau dies der Fall sein wird und wie hoch der dann erforderliche zusätzliche Bundeszuschuss sein muss, lässt sich allerdings zurzeit noch nicht bestimmen“, so Gunkel.

Gunkel erklärt zudem: „Beim Rentenniveau wird die Haltelinie von 48 Prozent bis auf Weiteres eingehalten. Es beträgt 48,2 Prozent in diesem Jahr und wird nach den Annahmen bei 48,7 Prozent im kommenden Jahr liegen.“ Schätzungen des DRV gehen allerdings davon aus, dass nach 2025 das Rentenniveau von den bis dahin festgelegten 48 Prozent auf rund 44 Prozent bis 2035 sinken wird. Ein Grund dafür ist unter anderem, dass die Babyboomer-Generation und damit besonders viele Menschen bis dahin das Rentenalter erreichen und eine gesetzliche Rente beanspruchen.

Allerdings lässt sich schon heute mit der gesetzlichen Altersrente alleine aufgrund des niedrigen Rentenniveaus von derzeit 48,2 Prozent der bisherige Lebensstandard meist nicht halten. Umso wichtiger ist es für alle, die im erwerbstätigen Alter sind, entsprechend privat vorzusorgen.

Quelle: (verpd)

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