Eine vor Kurzem veröffentlichte Studie verdeutlicht, dass Beschäftigte mit einem niedrigen Haushaltseinkommen während der Corona-Krise anteilig deutlich mehr Einkommenseinbußen haben als Gutverdiener.

Schon seit Jahren sind laut einer Studie des Wirtschafts- und Sozial-wissenschaftlichen Instituts (WSI) die Einkommen der Beschäftigten hierzulande ungleich verteilt. Durch die Corona-Pandemie wird die Ungleichheit bei den Haushaltseinkommen noch weiter zunehmen. Denn wie eine Befragung zeigt, sind zum einen anteilig fast doppelt so viele Geringverdiener von Einkommenseinbußen betroffen wie Gutverdiener. Zudem sind die Einkommensverluste der Geringverdiener prozentual deutlich höher.

Schon seit 2009 haben die zehn Prozent der einkommensstärksten Haushalte in Deutschland insgesamt ein höheres Einkommen als die 40 Prozent der einkommensärmsten Haushalte zusammen. Dies zeigen unter anderem veröffentlichte Daten des Wirtschafts- und Sozial-wissenschaftlichen Instituts (WSI), das zur Hans-Böckler-Stiftung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) gehört.

Die WSI hat zudem Ende letzten Jahres den Verteilungsbericht 2020 zum Thema Einkommensungleichheit in der Corona-Krise veröffentlicht. Der Bericht basiert auf Umfragen unter 6.300 Erwerbstätigen und Arbeitssuchenden im April und Juni 2020 sowie auf den Daten des sogenannten Sozio-oekonomischen Panels (Soep), einer jährlichen Haushaltsbefragung von rund 16.000 Haushalten bis zum Jahr 2017. Ein Berichtsergebnis ist, dass die Corona-Krise die bestehende Einkommensungleichheit weiter verstärkt.

Einkommensschwache Haushalte besonders …

So zeigt die Umfrage 2020, dass bei Haushalten mit einem bisher niedrigen monatlichen Nettoeinkommen der Anteil derjenigen, die in der Corona-Pandemie finanzielle Einkommenseinbußen zu verzeichnen haben, deutlich höher ist als bei den Haushalten mit einem hohen Einkommen. Konkret gaben 49,3 Prozent der Haushalte mit einem Nettoeinkommen von unter 900 Euro monatlich und 41,3 Prozent der Haushalte mit einem Haushalts-Monatseinkommen zwischen 900 Euro und unter 1.500 Euro an, dass sie finanzielle Einbußen haben.

Bei den Ein- und Mehrpersonenhaushalten mit einem Monatsnettoeinkommen zwischen 1.500 Euro und unter 2.000 Euro lag der Anteil mit Einkommensverlusten bei 36,5 Prozent. Bei Haushalten mit einem Monatsnettoeinkommen zwischen 2.000 Euro und unter 2.600 Euro sowie zwischen 2.600 Euro und unter 4.500 Euro erklärten 31,4 Prozent und 31,3 Prozent, Einkommenseinbußen zu haben. Den geringsten Anteil mit Einkommensverlusten, nämlich 26,1 Prozent, verzeichneten die Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen von über 4.500 Euro.

Doch auch wenn man die Höhe der Verluste anteilig zum Haushaltseinkommen betrachtet, zeigt sich, dass betroffene Haushalte mit einem geringen Einkommen anteilig deutlich höhere Einbußen haben als Gutverdiener. Von allen Mehrpersonenhaushalten mit einem bisherigen Einkommen bis unter 900 Euro, die von Einbußen betroffen sind, schmälerte sich bei deutlich mehr als der Hälfte das monatliche Haushaltsbudget um mindestens 25 Prozent. Bei den Haushalten mit über 4.500 Euro Einkommen war der Anteil mit einem Einkommensverlust von mindestens einem Viertel nicht einmal halb so hoch.

… von Einkommenseinbußen um mehr als 25 Prozent betroffen

Konkret büßten bei den von Einkommensverlusten betroffenen Haushalten mit einem bisherigen Einkommen von unter 900 Euro 59,7 Prozent in der Pandemie mindestens 25 Prozent ihres Haushaltseinkommens ein, bei den betroffenen Haushalten mit 900 bis 1.500 Euro Nettoeinkommen waren es 52,2 Prozent. Bei Haushalten mit einem Einkommen zwischen 1.500 Euro und unter 2.000 Euro lag der Anteil mit Einkommensverlusten von über 25 Prozent bei 49,3 Prozent, bei denjenigen mit einem Nettoeinkommen zwischen 2.000 Euro und unter 2.600 Euro waren es 46,1 Prozent.

Dagegen verloren 32,9 Prozent der von Einkommenseinbußen betroffenen Haushalten, die bisher zwischen 2.600 Euro und unter 4.500 Euro Einkommen hatten, ein Viertel ihres monatlichen Haushaltsbudgets. Bei Haushalten mit einem Einkommen von über 4.500 Euro waren es sogar „nur“ 28,5 Prozent, die Einkommenseinbußen in Höhe von mehr als 25 Prozent hatten.

Besonders gravierend: Fast jeder zehnte Mehrpersonenhaushalt mit Einkommenseinbußen, der vorher weniger als 900 Euro monatliches Haushaltsbudget hatte, verlor in der Krise sein gesamtes Monatseinkommen. Bei den Mehrpersonenhaushalten mit Einkommen zwischen 2.600 Euro bis unter 4.500 Euro sowie mit über 4.500 Euro traf dies jedoch nur auf 0,1 Prozent beziehungsweise 0,6 Prozent zu.

Welche Personengruppen es besonders stark trifft

Von Einkommenseinbußen häufiger als andere betroffen waren laut Umfrage Beschäftigte mit atypischen oder prekären Arbeitsverhältnissen wie Leiharbeiter oder Minijobber, aber auch diverse Selbstständige und Freiberufler sowie Erwerbstätige im Gastgewerbe. Bei gleichem Einkommen, Bildungsstand oder Beschäftigungs-Verhältnis berichteten in der Umfrage zudem mehr Eltern mit Kindern als Kinderlose sowie Personen mit Migrationshintergrund als deutsche Staatsbürger, von Einkommenseinbußen betroffen zu sein.

„Ein wesentlicher Grund für hohe Einkommenseinbußen während der Krise ist die Kurzarbeit“, so die Studienautoren. Sie betonen zudem: „Dabei zeigt sich, dass auch hier vor allem Personen in den geringeren Einkommensgruppen deutlich häufiger von Kurzarbeit betroffen sind. Denn insbesondere Befragte mit einem Nettoeinkommen bis 1.700 Euro berichten häufig von Kurzarbeit, gefolgt von Befragten mit einem Nettoeinkommen bis 3.200 Euro. Befragte, die noch höhere Nettoeinkommen aufweisen, beziehen deutlich seltener Kurzarbeitsgeld.“

Insbesondere Befragte in kleinen oder Kleinstbetrieben, aus dem Gastgewerbe, aber auch aus dem verarbeitenden Gewerbe sowie im Verkehr- und Logistiksektor waren überdurchschnittlich häufig in Kurzarbeit, wie der Studie zu entnehmen ist.

Informationen über Unterstützungshilfen

Die Pandemie zeigt nicht zuletzt durch die Einkommenseinbußen, die viele erleiden, wie schnell man unverschuldet in finanzielle Schwierigkeiten kommen kann, aber auch wie wichtig eine ausreichende finanzielle Vorsorge ist, um solche schwierigen Phasen zu überbrücken. Mit einer bestehenden Lebensversicherung kann man je nach Vertragsvereinbarung, schnell seine finanzielle Liquidität verbessern. Manche Lebensversicherer bieten ihren Kunden zum Beispiel eine Beleihung einer bestehenden Lebensversicherungs-Police an.

Bei einem solchen Policendarlehen erhält der Versicherungsnehmer einen Teil des Vertragsguthabens als Vorauszahlung vom Versicherer überwiesen, den er jederzeit wieder zurückzahlen kann. Zahlt der Kunde seinen Vertrag weiter, bleibt der Versicherungsschutz weiterbestehen und auch die garantierte Ablaufsumme wird davon in der Regel nicht beeinflusst.

Wer aktuell finanzielle Einbußen hat, kann sich auch über die aktuellen Unterstützungsmaßnahmen der Bundesregierung während der Corona-Krise informieren. Details dazu enthalten die Webportale des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz, sowie der Bundesagentur für Arbeit und der Bundesregierung. Ist man bereits in finanziellen Schwierigkeiten, kann man sich an eine der anerkannten Schuldnerberatungs-Stellen wenden, die teils auch kostenlose Onlineberatungen per E-Mail oder Chat anbieten.

Quelle: (verpd)

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