In Deutschland sind einige Gebiete besonders häufig von schweren Unwettern betroffen, wie eine Analyse der Daten des Deutschen Wetterdienstes belegt. Die Unterschiede zwischen den Spitzenreitern in den Bundesländern sind gewaltig.

Die Liste der starkregenreichsten Gebiete in Deutschland wird von Aschau im Chiemgau angeführt – seit 2001 gab es dort 115 Stunden Starkregen. Dies ist das Ergebnis einer Auswertung des Deutschen Wetterdienstes für den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV). Die zehn gefährdetsten Regionen liegen ausnahmslos in Bayern. Allerdings kann Starkregen jede Region in Deutschland treffen.

Hierzulande gibt es praktisch keine Region, in der es nicht zu einem Starkregenereignis kommen könnte. Dieses Fazit hatte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) bereits auf seiner Naturgefahrenkonferenz vor zwei Jahren gezogen.

Dabei handelte es sich um eine erste Zwischenbilanz eines Projekts mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD), mit dem die beiden Institutionen dem Phänomen Starkregen auf den Grund gehen wollen. In einer vor Kurzem veröffentlichten weiteren Auswertung zeigte sich, dass einige Gebiete und Orte in Deutschland weit häufiger von Starkregen betroffen sind als andere.

Starkregenstunden zwischen 2001 und 2017

Für diese Auswertung „wurden quadratkilometergenau die Niederschlagszeiten von 2001 bis 2017 erfasst, in denen der Regen die Unwetterwarnstufe 3 für Starkregen überschritt. Dies ist bei mehr als 25 Litern pro Quadratmeter in einer Stunde oder mehr als 35 Litern pro Quadratmeter in sechs Stunden der Fall“, so die Erläuterung des GDV zur Datenerhebung auf Basis der Wetterradarmessung.

Anschließend seien die Messwerte auf 8.100 Postleitzahlen(PLZ)-Gebiete übertragen worden. Dabei sei für jedes Gebiet ein Durchschnittswert der Starkregenstunden errechnet worden. Das Ergebnis: Insbesondere Bayern ist anfällig für schwere Unwetter. Laut dem DWD-Klimaexperten Andreas Becker gehören die Nordränder der Mittelgebirge und das Alpenvorland „grundsätzlich zu den gefährdetsten Gebieten Deutschlands“. Vor diesem Hintergrund ist es wenig verwunderlich, dass die zehn Regionen mit den längsten Starkregenzeiten allesamt in Bayern liegen.

Dabei hält die Gegend um das oberbayerische Aschau im Chiemgau (PLZ-Gebiet 83229) mit rund 115 Stunden Starkregen den Rekord. Für vier weitere Städte beziehungsweise Gemeinden werden Werte von knapp über 100 Stunden Starkregen angegeben. Hierzu gehören Berchtesgaden (PLZ 83471) und Marktschellenberg (PLZ 84387) im oberbayerischen Landkreis Berchtesgadener Land, Ruhpolding (PLZ 83324) im Kreis Traunstein sowie Rottach-Egern (PLZ 83700) im oberbayerischen Kreis Miesbach.

Auch in Berlin und Baden-Württemberg zum Teil hohe Werte

In den anderen Flächenbundesländern plus Berlin waren die Starkregenzeiten deutlich niedriger. Vergleichsweise lange Starkregenzeiten gab es im Berliner Ortsteil Halensee (PLZ-Gebiete 10711 und 10709) mit jeweils um die 70 Stunden. Fast 64 Starkregenstunden gab es in der Gemeinde Feldberg im Schwarzwald (PLZ 79868), was den Höchstwert in Baden-Württemberg darstellt.

In Hessen liegt Bad Soden am Taunus (PLZ 65812) mit über 50 Stunden Starkregen an der Spitze. In Niedersachsen ist es die Bergstadt Wildemann im Kreis Goslar im Oberharz (PLZ 38709) mit knapp unter 50 Stunden Starkregen.

Der Spitzenwert in Sachsen-Anhalt wurde in der Gegend um Schierke, einem Ortsteil von Wernigerode im Harz am Fuße des Brockens (PLZ 38879), mit rund 45 Starkregenstunden erreicht. Im mittelsächsischen Brand-Erbisdorf (PLZ 09618) wurde mit leicht über 40 Stunden die längste Starkregenzeit in Sachsen gemessen.

Niedrigste Spitzenwerte in Mecklenburg-Vorpommern

In den restlichen Flächenbundesländern wurden folgende Spitzenwerte in den genannten Städten erreicht:

  • Nordrhein-Westfalen: Ibbenbüren im Kreis Steinfurt (PLZ 49477) mit 34,5 Stunden Starkregen;
  • Thüringen: Gößnitz im Altenburger Land (PLZ 04639) mit 29,3 Starkregenstunden;
  • Brandenburg: Wusterwitz in Potsdam-Mittelmark (PLZ 14789) mit 29,0 Stunden Starkregen
  • Schleswig-Holstein: St. Annen sowie Rehm-Flehde-Bargen im Kreis Dithmarschen (PLZ 25776) mit 27,3 Starkregenstunden;
  • Rheinland-Pfalz: Ludwigshafen (PLZ 67059) mit 25,7 Starkregenstunden;
  • Saarland: Nonnweiler in St. Wendel (PLZ 66620) mit 23,0 Stunden Starkregen;
  • Mecklenburg-Vorpommern: Menzendorf und Schönberg in Nordwestmecklenburg (PLZ 23923) mit 21,8 Stunden Starkregen.

Der GDV hat in seinem Webportal für Interessierte eine interaktive Karte mit den Starkregendaten auf Postleitzahlen-Ebene veröffentlicht.

Immense Schäden

Die Schäden durch Starkregen sind fast jedes Jahr dramatisch. Allein im Jahr 2016 haben die Versicherer nach GDV-Angaben für Überschwemmungsschäden bei den Versicherten infolge von Unwettern mit Starkregen etwa 940 Millionen Euro an Regulierungskosten bezahlt. Dabei hatten noch lange nicht alle Geschädigten einen entsprechenden Versicherungsschutz für Überschwemmungsschäden am Auto, Haus oder Hausrat.

Deutschlandweit haben sich zum Beispiel nur rund vier von zehn Hausbesitzern gegen solche Schäden im Rahmen einer Gebäudeversicherung abgesichert. Wer nämlich einen entsprechenden Versicherungsschutz gegen Starkregen- beziehungsweise Überschwemmungsschäden möchte, kann dafür in der Regel eine sogenannte Elementarschaden-Versicherung abschließen.

Die Elementarschaden-Versicherung kann üblicherweise in eine bestehende Gebäude-Versicherung gegen Aufpreis miteingeschlossen werden und bietet auch eine Absicherung gegen Erdrutsch, Lawinen, Erdbeben und diverse andere Naturkatastrophen. Auch der Hausrat lässt sich vor Elementarschäden im Rahmen einer Elementarschaden-Versicherung, die häufig bei Hausrat-Versicherungspolicen mitversichert werden kann, absichern. Überschwemmungsschäden an Autos können über eine Teil- oder Vollkasko-Versicherung abgedeckt werden.

Quelle: (verpd)

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