Jährlich verursachen Krankheiten und Verletzungen hierzulande Kosten in Höhe von mehreren Hundert Milliarden Euro. Innerhalb von fünf Jahren sind die Ausgaben dafür um mehr als ein Viertel gestiegen. Für bestimmte Krankheitsarten muss besonders viel Geld ausgegeben werden.

Nach aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes summierten sich die gesamten Krankheits- und Verletzungskosten im vorletzten Jahr in Deutschland auf fast 432 Milliarden Euro. Pro Bürger waren das im Durchschnitt fast 5.200 Euro. Die beiden teuersten Krankheitsarten waren Herz-Kreislauf-Krankheiten und psychische Erkrankungen.

Jedes Jahr veröffentlicht das Statistische Bundesamt (Destatis) Daten zu den Krankheitskosten in Deutschland. Dazu zählen nach Destatis-Angaben die unmittelbar mit einer medizinischen Heilbehandlung, Präventions-, Rehabilitations- oder Pflegemaßnahme verbundenen Ausgaben. Nach der neusten Statistik, die die Daten für 2020 anzeigt, beliefen sich die gesamten Krankheitskosten auf 431,8 Milliarden Euro. Das ist gegenüber dem Jahr 2015 eine Steigerung um knapp 27,6 Prozent.

Mehr als die Hälfte der Krankheitskosten, nämlich 221,7 Milliarden Euro und damit 51,3 Prozent der Gesamtkosten entfielen auf Patienten im Alter ab 65 Jahren. Aus der Statistik geht zudem hervor, welche der 21 Krankheitsarten entsprechend der amtlichen Klassifikation für Diagnosen in der ambulanten und stationären Versorgung (kurz ICD-10) besonders kostenintensiv waren.

Die kostenintensivsten Krankheitsarten

Anteilig die teuersten Krankheitsarten mit jeweils einem Anteil von rund 13,1 Prozent der gesamten Krankheits- und Verletzungskosten in 2020 waren Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie psychische Störungen und Verhaltensstörungen wie Demenz, Depressionen oder Suchterkrankungen. Konkret beliefen sich die Kosten für die Herz-Kreislauf-Krankheiten auf rund 56,7 Milliarden Euro und für psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen auf circa 56,4 Milliarden Euro.

An dritter Stelle liegen Krankheiten des Verdauungssystems mit 47,1 Milliarden Euro Kosten, was 10,9 Prozent der Gesamtkosten entspricht. Hierunter fallen unter anderem Erkrankungen des Magens, der Leber und Galle, aber auch des Kiefers und der Zähne. Danach folgen im Kostenranking Neubildungen wie gut- oder bösartiger Krebs und Leukämie. Sie verursachten Gesundheitskosten in Höhe von 43,8 Milliarden Euro.

An fünfter Stelle der teuersten Krankheitsarten liegen Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes mit Kosten in Höhe von 41,7 Milliarden Euro und damit einem Gesamtkostenanteil von 9,7 Prozent. Allein die fünf teuersten der insgesamt 21 Krankheitsarten nach der ICD-10-Klassifikation der Diagnosen sind mit einem Kostenanteil von 56,9 Prozent für mehr als die Hälfte aller Krankheitskosten verantwortlich. Auf den Plätzen sechs und sieben liegen Nervenerkrankungen mit 23,5 Milliarden Euro sowie Verletzungen und Vergiftungen mit 23,2 Milliarden Euro.

Im Schnitt 5.190 Euro Krankheitskosten pro Bürger

Je Einwohner fielen 2020 hierzulande im Durchschnitt 5.190 Euro an Krankheitskosten an – und damit rund ein Viertel mehr als noch 2015. Die Reihenfolge der kostenintensivsten Krankheitsarten je Einwohner ist wie folgt: Im Schnitt betrugen die Einzelkosten je Bürger 680 Euro für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ebenfalls 680 Euro für psychische Krankheiten. Danach folgen 570 Euro durch Verdauungssystem-Erkrankungen, 530 Euro wegen Neubildungen, 500 Euro durch Muskel-Skelett-System- und Bindegewebsleiden und je 280 Euro bei Nervenerkrankungen und bei Verletzungen.

Die Reihenfolge ändert sich, wenn man die durchschnittlichen Krankheitskosten nach Geschlecht getrennt betrachtet. Die gesamten Krankheitskosten je Mann beliefen sich im Durchschnitt auf 4.690 Euro und je Frau auf 5.690 Euro. Während die teuerste Krankheitsart bei den Männern Herz-Kreislauf-Krankheiten mit durchschnittlich 710 Euro je Mann war, ist dies bei den Frauen die zweitteuerste mit 650 Euro je Frau. Bei den Frauen liegen hingegen psychische Störungen und Verhaltensstörungen mit 820 Euro je Frau an erster Stelle.

Bei den Männern zählt diese Krankheitsart mit 540 Euro durchschnittliche Krankheitskosten nur zu den drittteuersten Krankheiten, nach Verdauungssystem-Erkrankungen mit 550 Euro je Mann. Letztere liegen bei den Frauen auf dem vierten Platz mit 580 Euro je Frau. An dritter Stelle bei den Frauen sind dafür Krankheiten des Muskel-Skelettsystems mit 640 Euro je Frau. Bei den Männern nimmt diese Krankheitsart den fünften Platz ein mit 360 Euro nach Neubildungen mit 530 Euro je Mann ein. Neubildungen belegen bei den Frauen wiederum den fünften Platz mit 520 Euro.

Deutliche Kostenunterschiede zwischen Mann und Frau

Die Destatis erklärt die durchschnittlich höheren Krankheitskosten bei Frauen gegenüber den Männern wie folgt: „Die höheren Pro-Kopf-Kosten bei Frauen sind neben der unterschiedlichen Bedeutung typischer geschlechtsspezifischer Erkrankungen und den Kosten durch Schwangerschaft und Geburt vor allem auf die höhere Lebenserwartung beziehungsweise den größeren Anteil an den Älteren und Hochbetagten zurückzuführen. Von den fast 2,5 Millionen hochbetagten Menschen, die 2020 mindestens 85 Jahre alt waren, waren 66 Prozent weiblich.“

Die Destatis betont zudem, dass zwar bei den Frauen die Pro-Kopf-Krankheitskosten im Jahr 2020 um 1.000 Euro höher lagen als bei den Männern, allerdings gleicht sich die Kostendifferenz seit Jahren immer mehr an: „2002 entfielen auf Frauen pro Kopf noch 38 Prozent höhere Kosten als auf Männer, 2008 waren es 27 Prozent, 2015 noch 22 Prozent und 2020 noch 21 Prozent.“ Die Angleichung der Pro-Kopf-Kosten zwischen Männern und Frauen sei nach Angaben vom Destatis auch durch die Annäherung der Lebenserwartung beider Geschlechter und „somit einen gestiegenen Männeranteil an den 85-Jährigen und Älteren zu erklären (2002: 24 Prozent, 2020: 34 Prozent)“.

Übrigens, wer unabhängig von den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung eine optimale Krankenbehandlung wünscht, ohne das eigene Budget zu stark zu belasten, kann mit einer privaten Krankenzusatz-Versicherung viele Krankheitskosten, die er selbst tragen müsste, abfedern. Eine private Krankenzusatz-Police übernimmt je nach Leistungsvereinbarung zum Beispiel die Mehrkosten für Medikamente, Hilfsmittel wie Brillen, Heilpraktiker-Behandlungen, Zahnersatz oder auch Wunschleistungen wie Einzelzimmer-Unterbringung oder Chefarztbehandlung im Krankenhaus.

Quelle: (verpd)

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