Auch nach den neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes haben Frauen im Durchschnitt immer noch ein geringeres Arbeitseinkommen als Männer, und das auch bei gleicher Qualifikation und Tätigkeit. Die Ungleichheit hat im Laufe der letzten Jahre jedoch geringfügig abgenommen.
In Sachen Einkommen gibt es derzeit noch keine Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern, wenn auch die Situation besser geworden ist. Letztes Jahr haben Frauen im Durchschnitt 20 Prozent weniger verdient als Männer. Und selbst bei gleicher Berufserfahrung, Qualifikation und Tätigkeit haben Männer im Schnitt immer noch ein um sechs Prozent höheres Gehalt als Frauen. In den Vorjahren war der Unterschied sogar noch größer.
Jährlich ermittelt das Statistische Bundesamt (Destatis) den prozentualen Unterschied des durchschnittlichen Brutto-Stundenverdienstes zwischen männlichen und weiblichen Arbeitnehmern – den sogenannten Gender Pay Gap. Der dabei ermittelte unbereinigte Gender Pay Gap vergleicht den Durchschnittsverdienst aller als Arbeitnehmer tätigen Frauen und Männer. Alle vier Jahre wird zudem der bereinigte Gender Pay Gap bekannt gegeben. Er zeigt den Verdienstabstand von Männern und Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien auf.
Nach aktuellen Angaben zum unbereinigten Gender Pay Gap lag 2019 der durchschnittliche Bruttoverdienst pro Stunden von Frauen bei 17,72 Euro und damit 20 Prozent unter dem der Männer, die im Durchschnitt einen Stundenlohn von 22,16 Euro hatten. Der unbereinigte Gender Pay Gap lag damit in 2019 rund einen Prozentpunkt niedriger als noch in den beiden vorangegangenen Jahren mit jeweils 21 Prozent. Und auch in 2010, 2014 und 2015 war der unbereinigte Gender Pay Gap mit 22 Prozent und in 2006 sogar mit 23 Prozent höher als aktuell.
Ursachen der Verdienstunterschiede
Nach Angaben von Destatis sind „Untersuchungen der ursächlichen Faktoren des Gender Pay Gap alle vier Jahre auf Basis der Verdienststruktur-Erhebung (VSE) möglich“. Die Ergebnisse der letzten VSE vom Jahr 2018 werden laut Destatis „erst Mitte dieses Jahres vorliegen“, daher könne zum jetzigen Zeitpunkt nur auf die Erkenntnisse der Analysen der VSE von 2014 zurückgegriffen werden.
Destatis betont: „Da die den Gender Pay Gap beeinflussenden Faktoren nur langfristigen Veränderungsprozessen unterliegen, dürften die Ursachen jedoch auch im Jahr 2019 weitgehend fortbestanden haben.“ Nach Angaben von Destatis sind „rund drei Viertel des Verdienstunterschieds zwischen Männern und Frauen strukturbedingt“. Das heißt, dass die Ungleichheit unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass Frauen häufiger als Männer in schlechter bezahlten Branchen und Berufen arbeiten sowie seltener in Führungspositionen tätig sind.
Zudem arbeiten im Vergleich zu den Männern anteilig mehr Frauen in Teilzeit und in Minijobs, also in Beschäftigungs-Verhältnissen, bei denen der Stundenlohn im Schnitt niedriger ist als bei Vollzeitbeschäftigten. Laut Destatis waren in 2018 47 Prozent der erwerbstätigen Frauen, aber nur neun Prozent der Männer im Alter von 20 bis 64 Jahren in Teilzeit tätig.
Kein gleicher Lohn für gleiche Arbeit
31 Prozent der in Teilzeit arbeiteten Frauen nannten als Hauptgrund für ihr Beschäftigungs-Verhältnis nach Angaben von Destatis laut einer Umfrage die Betreuung von Kindern oder Pflegebedürftigen, 17 Prozent gaben andere familiäre oder persönliche Verpflichtungen als Ursache dafür an.
Ein Viertel des geschlechter-spezifischen Verdienstunterschiedes lässt sich jedoch nicht auf strukturelle Gegebenheiten zurückführen. Das bedeutet, dass auch bei gleicher Erwerbsbiografie, Qualifikation und beruflicher Tätigkeit Frauen im Schnitt ein niedrigeres Gehalt als Männer erhalten.
Nach dem bereinigten Gender Pay Gap aus dem Jahr 2014 – ein neuerer Wert liegt noch nicht vor – verdienten Frauen konkret damals sechs Prozent weniger als Männer, 2010 betrug der geschlechterspezifische Verdienstunterschied sieben Prozent und 2006 sogar acht Prozent.
Frauen haben im Schnitt eine deutlich niedrigere Rente
Grundsätzlich wirken sich ein niedriger Verdienst, aber auch zusätzliche Unterbrechungen der beruflichen Tätigkeit für die Kindererziehungszeit, wie sie häufiger bei Frauen als bei Männern vorkommen, unter anderem auf die Höhe der gesetzlichen Altersrente aus.
Eine Statistik der Deutschen Rentenversicherung zeigt: Die durchschnittliche gesetzliche Altersrente von Frauen ist deutlich niedriger als die der Männer. Konkret betrug die durchschnittliche Höhe der gesetzlichen Altersrente pro Monat in 2018 711 Euro bei den Frauen und 1.149 Euro bei den Männern. Und auch bei den Rentenbeziehern, die 2018 erstmalig eine gesetzliche Altersrente erhielten, war die durchschnittliche Rentenhöhe bei den Frauen mit 742 Euro deutlich niedriger als bei den Männern mit 1.083 Euro.
Wie die Fakten belegen, ist es insbesondere als Frau wichtig, frühzeitig eine private Altersvorsorge aufzubauen, um auch im Rentenalter finanziell abgesichert zu sein. Bei der Berechnung der gesetzlichen Rentenansprüche und bei Fragen zur richtigen Höhe und der passenden Form einer sinnvollen Altersvorsorge sowie zur optimalen Nutzung von staatlichen Altersvorsorge-Förderungen kann ein Versicherungsfachmann weiterhelfen.
Quelle: (verpd)