Ein Kindersitz oder eine Sitzerhöhung im Auto ist eine Selbstverständlichkeit. Damit allein ist es aber nicht getan, wie eine Studie offenbart: Denn rund die Hälfte aller Kinder unter zwölf Jahren sind trotzdem im Auto nicht richtig gesichert, was schwerwiegende Folgen haben kann.
Jeder Autofahrer ist dafür verantwortlich, dass Kinder, die im Fahrzeug mitgenommen werden, vorschriftsmäßig gesichert sind. Allein dass ein passender Sitz beziehungsweise eine Sitzerhöhung vorhanden ist, reicht nicht aus, denn es gibt einiges zu beachten, damit die kleinen Mitfahrer auch wirklich sicher sind.
Bei einer Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV) wurden 2016 und 2017 insgesamt 1.042 Personen mit im Auto gesicherten Kindern in den Großräumen Berlin und München auf ihre Kenntnisse und Sicherheitsgewohnheiten angesprochen. Außerdem wurde überprüft, ob die Kinder in den Autos der Umfrageteilnehmer korrekt gesichert wurden – mit erschreckendem Ergebnis.
Ungefähr die Hälfte aller Kinder unter zwölf war nicht richtig gesichert. 60 Prozent von ihnen hätten bei einem Unfall sogar schwerste Verletzungen davongetragen – und zwar Verletzungen, die vermeidbar wären, wenn ein Kind richtig angeschnallt und gesichert ist.
Auf die Gurtführung kommt es an
Das Hauptproblem war laut dieser Studie die Führung des Gurtes, um den Kindersitz oder die Babyschale im Auto zu fixieren. Entweder war der Gurt gar nicht durch die vorgeschriebenen Öffnungen geführt worden oder er war zu locker, um den Sitz richtig zu halten. Zudem saß bei vielen Kindern auch noch der Gurt des Kindersitzes oder in der Babyschale zu locker. Bei einem Unfall bleibt dann von der Schutzwirkung des Kindersitzes und des Gurtes nicht mehr viel übrig.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen die Experten des Automobilclubs ADAC, als sie 14 aktuelle Kindersitze testeten. In den im Oktober 2020 veröffentlichten Ergebnissen warnt der ADAC in Bezug auf die Babyschalen: „Werden Becken- und Diagonalgurt beim Anschnallen vertauscht, kann sich die Babyschale bei einem Frontalunfall aus dem Gurt drehen. Das Verletzungsrisiko fürs Baby ist dabei enorm hoch.“ Ein hohes Risiko besteht laut ADAC auch, wenn der Gurt nicht in die Führung eingelegt ist: „Die Schale wird nach vorne geschleudert, und das Baby kann dabei schwer verletzt werden.“
Kommen integrale Kindersitze oder nicht integrale Kindersitze beziehungsweise Sitzerhöhungen zum Einsatz, betonen die Experten, dass nicht nur die entsprechenden Führungen für die Gurte genutzt werden, sondern auch dass die Gurte eng anliegen sollen. Zudem darf der Gurt nicht unter der Achsel verlaufen, denn dadurch erhöht sich das Verletzungsrisiko, vor allem bei einem Frontalunfall. Der Oberkörper wird nämlich kaum zurückgehalten und der Kopf des Kindes schleudert weit nach vorne. Außerdem schneidet der Diagonalgurt dann tief in der Bauchregion ein.
Von den rechtlichen Vorgaben bis zur richtigen Handhabung
Vorgeschrieben sind laut Paragraf 21 StVO (Straßenverkehrsordnung) für Kinder unter zwölf Jahren, die kleiner als 1,50 Meter sind, zusätzliche Sicherungsmaßnahmen zum Sicherheitsgurt im Auto. Welche hierfür genutzt werden, hängt von der Größe und dem Gewicht des Kindes ab. Sind Kinder im Auto nicht oder nicht richtig gesichert, kostet dies ein Bußgeld von bis zu 70 Euro. Hinzu kommt ein Punkt im Flensburger Fahreignungsregister. Viel schlimmer ist es allerdings, wenn es zu einem Unfall kommt und das Kind sich deshalb schwer(er) verletzt.
Der ADAC stellt in seinem Webportal nicht nur die Testergebnisse zum bereits erwähnten Kindersitztest vor, sondern informiert auch über unterschiedliche Kindersitze und die geltenden Normen, sowie über Rückrufe von Kindersitzen.
Die Kfz-Prüfinstitution Dekra gibt im Flyer „Gute Fahrt mit dem richtigen Kindersitz“ Tipps zum Kauf, zum Einbau und zur Bedienung von Kindersitzen, ebenso wie die Zentralstelle für polizeiliche Prävention des Landeskriminalamts Sachsen im Flyer „Infos zum Thema Kindersicherung“. Das trifft auch auf die beim UDV kostenlos herunterladbare Broschüre „Der richtige Kindersitz“ und den bei der Bundesanstalt für Straßenwesen downloadbaren Ratgeber „Kindersicherheit im Auto“ zu.
Quelle: (verpd)