Die Risikowahrnehmung von Wirtschaftsbetrieben wandelt sich laut einer aktuellen Untersuchung rasant. Zwischen der Gefahreneinschätzung in Deutschland und global gibt es allerdings einige Unterschiede.

Cybervorfälle sind in Deutschland aus Unternehmenssicht betrachtet die am meisten gefürchtete Gefahr. Betriebsunterbrechungen finden sich nach zehn Jahren an der Spitze nun an zweiter Stelle wieder. Dahinter folgen die Risikobereiche Änderungen von Gesetzen und Vorschriften sowie der Fachkräftemangel. Dies belegt eine aktuelle Umfrage unter Firmenexperten.

Ein Industrieversicherer hat zum zwölften Mal untersucht, welches die größten Risiken aus Unternehmenssicht sind. Grundlage für die Studie sind die Antworten von knapp 3.100 Risikomanagern von Firmenkunden und Experten aus dem Unternehmens-Versicherungssegment aus 92 Ländern.

Rund 450 der Umfrageteilnehmer stammen aus Deutschland. Die Interviewten konnten bis zu drei Gefahren benennen. Die Befragung wurde im Oktober und November 2023 durchgeführt.

Cybervorfälle vor Betriebsunterbrechungen

Die Rangliste der am häufigsten von Unternehmen gefürchteten Gefahren in Deutschland hat sich gegenüber den Vorjahren deutlich geändert. Mit Cybervorfällen wie Cyberkriminalität, Systemausfall oder Verletzung der Datenschutzrechte gibt es aktuell einen neuen Spitzenreiter – mit einem Anteil an den Nennungen von 44 Prozent (2023: 40 Prozent).

An zweiter Stelle folgen Betriebsunterbrechungen, die zuletzt zehn Mal in Folge das größte Unternehmensrisiko dargestellt haben. Ihr Anteil fiel mit 37 Prozent um neun Prozentpunkte niedriger aus als vor einem Jahr.

Einige gravierende Veränderungen in der Risikowahrnehmung

Von Rang vier auf Platz drei ging es für den Risikobereich Änderungen von Gesetzen und Vorschriften. Dazu gehören unter anderem Zölle, Sanktionen oder protektionistische Bestrebungen. Der Anteil beträgt gegenüber dem Vorjahr unverändert 23 Prozent.

Dahinter folgen mit einem Anteil von jeweils rund einem Fünftel der Nennungen der Fachkräftemangel (von Platz sechs mit 17 Prozent in 2023 auf Rang vier mit 20 Prozent in 2024) sowie Naturkatastrophen (unverändert auf Rang fünf mit 20 Prozent, bisher 19 Prozent). Der Klimawandel belegt den sechsten Platz mit 19 Prozent – 2023 belegte dieses Risiko mit 17 Prozent der Nennungen noch den achten Rang.

In die Top Ten der größten Unternehmensrisiken in der Bundesrepublik platziert ist ferner der Gefahrenbereich Energiekrise. Allerdings ist dieses gefürchtete Risiko von Platz drei mit 32 Prozent in 2023 nun auf Platz sieben mit 17 Prozent abgefallen. Dahinter folgt die Angst vor Feuer und Explosionen. Diese ist von Platz zehn mit 13 Prozent auf Rang acht mit 16 Prozent gestiegen.

Neu unter den ersten zehn Plätzen, nämlich auf Rang neun, ist die Sorge der Unternehmen vor politischen Risiken und Gewalt. 16 Prozent der Nennungen entfielen in diesem Jahr auf dieses Risiko. Den zehnten Platz unter den größten Geschäftsrisiken belegen aktuell makroökonomische Entwicklungen mit 15 Prozent – 2023 lag diese Gefahr noch auf Rang sechs mit 17 Prozent. Nicht mehr in der Top Ten vertreten sind kritische Infrastrukturausfälle (wie Stromausfälle) oder Störungen.

Cybervorfälle auch weltweit an der Spitze

Die Ergebnisse spiegeln die aktuellen Herausforderungen, die die Firmen besonders betreffen, wider. Dazu zählen die notwendige Digitalisierung, die immensen Schäden, die Cyberkriminelle immer wieder anrichten, die Folgen des Klimawandels wie Wetterextreme und Überschwemmungen sowie ein unsicheres geopolitisches Umfeld, das unter anderem zu Lieferverzögerungen führt.

In der weltweiten Gefahrenhitparade setzten sich die Cybervorfälle (plus zwei Prozentpunkte auf 36 Prozent) von den Betriebsunterbrechungen (minus drei Prozentpunkte auf 31 Prozent) ab und liegen aktuell allein an der Spitze. Naturkatastrophen (26 Prozent) kletterten von sechs auf drei, rechtliche Veränderungen von fünf auf drei.

Während das Risiko „makroökonomische Entwicklungen“ von drei auf fünf fiel, kletterte das Risikosegment Feuer und Explosionen von neun auf sechs nach oben. Unverändert an siebter Stelle rangiert der Klimawandel. Die vier letztgenannten Gefahrenbereiche kamen auf Anteile zwischen 19 und 18 Prozent.

Weitere Studiendetails

Die Studienautoren weisen auf einige regionale Unterschiede in der Risikowahrnehmung hin. So schaffte es der Klimawandel etwa in Brasilien (35 Prozent), Griechenland (37 Prozent), Mexiko (24 Prozent) und der Türkei (33 Prozent) unter die Top-Drei-Gefahren. Global betrachtet belegt dieser Risikobereich unverändert Rang sieben mit 18 Prozent.

Ein weiteres Beispiel zu den regionalen Unterschieden ist der Fachkräftemangel, der global gemessen in der Risikowahrnehmung aktuell weniger problematisch gesehen wird als vor einem Jahr. Dieser Gefahrenbereich schaffte es in Deutschland, Zentral- und Osteuropa, Großbritannien sowie Australien jeweils in die Top Fünf.

Zum Hintergrund führen die Studienautoren aus: „In vielen Ländern ist die Arbeitslosenquote weiterhin auf Tiefstständen und Unternehmen bieten weitaus mehr Stellen an, als es Bewerber gibt, um diese zu besetzen. IT- und Datenexperten sind besonders schwer zu finden, was sich im Hinblick auf den Kampf gegen Cyberverbrechen als großes Problem darstellt.“

Die passende Absicherung

Für die meisten der teils existenzgefährdenden Unternehmensrisiken bietet die Versicherungswirtschaft entsprechende Absicherungslösungen. Geschäftsversicherungen wie die Inhalts-, Maschinen- und Elektronikversicherung oder auch die Betriebsunterbrechungs-Versicherung ersetzen beispielsweise im Brandfall und bei anderen Katastrophen den entstandenen Schaden.

Zudem können in sogenannten Elementarschaden-Versicherungen, die als Einzelpolice oder als Ergänzung zu einer anderen Geschäftsversicherung angeboten werden, Schäden durch Naturkatastrophen wie Überschwemmung, Erdbeben, Schneedruck und Erdrutsch versichert werden. Ferner gibt es Cyberversicherungen, mit denen sich Schäden, die durch Cyberkriminelle verursacht werden, absichern lassen.

Eine Betriebs- und Produkthaftpflicht-Versicherung übernimmt die Schadenforderungen, wenn ein Dritter durch Mitarbeiter oder Erzeugnisse geschädigt wurde, wehrt aber zudem auch unberechtigte Forderungen ab.

Des Weiteren gibt es noch andere Versicherungspolicen für Firmen, die unter anderem auch existenzielle wirtschaftliche Risiken abdecken. Dazu gehören eine Vertrauensschaden-Versicherung, eine Firmen- und Spezial-Strafrechtsschutz-Police, eine Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung für Manager und eine Forderungsausfall-Versicherung.

Quelle: (verpd)

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